Die Kultur des Lernens wandelt sich

1. Februar 2024 – Wir sind herausgefordert, konstant dazuzulernen. Entsprechend bedeutsam ist die Frage, wie wir das Lernen gestalten. Die Vorstellungen davon verändern sich immer wieder. Sich damit auseinanderzusetzen, lohnt sich, um zu neuen Formen des Lehrens und Lernens zu finden und damit Lernerfolge zu fördern.

a modern, innovative learning environment
Gepromptet mit «A modern, innovative learning environment blending traditional and digital elements.»
EHB/KI DALL-E

Wie wir lernen, ist immer auch Ausdruck davon, wie wir uns als Gesellschaft entwickeln. Heute stellen wir uns ein gutes Lernumfeld ganz anders vor als noch vor wenigen Jahren: Berufsfachschulen lösen herkömmliche Schulzimmer auf und gestalten Lernlandschaften, die sich vielfältig nutzen lassen. Die Lernenden arbeiten individuell, selbstorganisiert und oft auch in digitalen Lernräumen. 

Auch manche Firmen investieren viel in ihre Lernkultur. Sie übertragen den Lernenden von Anfang an Verantwortung, lassen sie vieles selbst ausprobieren und so ihre eigenen Erfahrungen und Fehler machen, um daraus zu lernen. Forschende der EHB untersuchen solche innovativen Lernkulturen, so beispielsweise jene der Swisscom und der Post

«Es ist eine Herausforderung, wenn man weiss, dass man Dinge selbst lernen kann», erzählte ein Lernender der Post unseren Forschenden und fügte an: «Wenn man auf die Suche geht, ist man vielleicht motivierter. Denn man weiss, dass niemand zu einem kommt und sagt: <Sieh mal, du musst hier etwas finden.>» 

Selbstbestimmtes Lernen bedeutet dabei nicht, die Lernenden allein zu lassen, Anleitung und Vorbilder sind auch hier zentral. Der Weg dorthin ist anspruchsvoll und braucht den Willen und den Mut, Bisheriges zu hinterfragen. 

Der Umgang miteinander ist dabei geprägt von gegenseitigem Vertrauen; eine gute Beziehung zueinander ist entscheidend. Ausbildende und Lernende begegnen sich mit Anerkennung und lernen voneinander. Dabei begleiten und fördern die Ausbildenden ihre Lernenden nicht nur beruflich, sondern auch in ihrer persönlichen Entwicklung und nehmen dafür vermehrt die Rolle eines Coaches ein. 

Ende Februar bietet sich an einer gemeinsamen Tagung der schweizerischen Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung SGAB, der Post und der EHB die Gelegenheit, sich eingehender mit Lernkulturen auseinanderzusetzen, die Berufsfachschulen und Firmen heute leben. 

Es ist ein Gewinn für die Berufsbildung, wenn wir nach zeitgemässen Formen des Lehrens und Lernens suchen. Sie tragen wesentlich dazu bei, Lernende auf die Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt vorzubereiten, in der nebst beruflichen Kompetenzen auch Neugierde, Kreativität, Innovationsgeist und der Wille zum lebenslangen Lernen gefragt sind. Und mehr noch: Wenn wir uns selbst in diesem Sinne öffnen, lernen wir viel von den jungen Menschen.  

Dr. Barbara Fontanellaz 

Direktorin EHB 

In ihren «Blickpunkt»-Artikeln greift EHB-Direktorin Dr. Barbara Fontanellaz aktuelle Themen aus der Berufsbildung auf und teilt ihre Gedanken dazu. Der «Blickpunkt» erscheint zehnmal jährlich und ist Bestandteil des EHB-Newsletters.